Methodik der digitalen Erlebnispädagogik

Methodik hinter den Herausforderungen

Vor einer Herausforderung schätzt jedes Kind in ein bis zwei beispielhaften Situationen ein, wie es sich verhalten würde. Diese Situationen hängen abstrakt mit den Fähigkeiten zusammen, die für die Lösung der Aufgabe benötigt werden.

Beim Labyrinth findet man beispielsweise den Weg von einer Seite auf die andere, indem man Felder testet. Ist ein Feld richtig, darf man weitergehen. Klickt man auf ein falsches Feld, muss man wieder zurück zum Start und der oder die Nächste kann es versuchen. Zu Beginn des Spiels sind beispielsweise viele Menschen zu ungeduldig, klicken wild herum und verstehen nicht, was sie tun sollen, da sie Hilfestellungen des Spiels nicht beachten. Dies kann in der Reflexion aufgegriffen werden. Weiterhin können beispielsweise die Frustrationstoleranz, der Umgang mit Fehlern und die Konzentrationsspanne analysiert werden, sowie die Fähigkeit Muster zu erkennen und aus Fehlern zu lernen.

Darstellung der Labyrinth-Herausforderung
Hat man die Aufgabe geschafft, beurteilt man im nächsten Schritt die eigene Leistung, sodass auch die Selbstwahrnehmung evaluiert werden kann. Zu guter Letzt folgt eine Reflexion, welche Persönlichkeitsmerkmale sich in dem Spiel gezeigt haben und wie das Kind sich besser verhalten könnte. Dabei kann ebenfalls die Dynamik in der Gruppe beobachtet werden, wodurch wertvolle Hinweise zur Zusammenarbeit gegeben werden können. Mehr dazu im [DISG-Modell] Der modulare Aufbau der Anwendung, in dem jede Herausforderung für sich stehen kann, ermöglicht einen flexiblen Einsatz. Egal ob im Voraus geplant in einer Klassenleiterstunde oder spontan in Vertretungsstunden. Die Kinder loggen sich in der Webanwendung ein und können ohne Vorbereitungsaufwand der vertretenen Lehrkraft direkt sinnvoll arbeiten. Die Betreuungsperson muss lediglich die Zeit im Blick behalten und kann bei Bedarf einzelne Gruppen coachen sowie zwischenmenschliche Konflikte lösen. Dabei kann man vor dem Start der Herausforderungen sehen, auf welchen Kompetenzen der jeweilige Schwerpunkt liegt. So kann gezielt ausgewählt werden, was man fördern möchte. Die Software ist frei von Vorurteilen und bewertet die Handlungen der Kinder völlig objektiv. Die Hinweise innerhalb der Herausforderungen werden individuell für jedes Kind ausgespielt, sodass keines auf der Strecke bleibt, unabhängig von der Leistungsfähigkeit, Hautfarbe, Herkunft, Orientierung, oder von Behinderungen. Die Software wird zunächst barrierearm entwickelt und mit zunehmender Verbreitung barrierefrei ausgebaut. Digi-EP kann Diklusion unterstützen. (Inklusion durch den Einsatz digitaler Medien, vgl. hier)

Digitale Herausforderungen

Labyrinth

Dauer: 15-25 Minuten

Aufgabe: Einen unbekannten Weg aufdecken

Geförderte Kompetenzen/Persönlichkeitsmerkmale:
– Geduld
– Konzentration
– Frustrationstoleranz
– Problemlösungskompetenz
– Merkfähigkeit
– Entwicklungskompetenz aus Fehlern zu lernen
– Mustererkennung

 

Traffic Jam

Dauer: 10-20 Minuten

Aufgabe: Einen Stau auflösen

Geförderte Kompetenzen/Persönlichkeitsmerkmale:
– Kritisches Hinterfragen
– Feingefühl
– Effizienz
– Erfolgsaussichten von Situationen beurteilen
– Zusammenarbeit in der Gruppe
– Durchsetzungsfähigkeit

Ressourcen-Jahr

Dauer: 30-50 Minuten

Aufgabe: Verantwortungsbewusst mit Ressourcen umgehen

Geförderte Kompetenzen/Persönlichkeitsmerkmale:
– Mit Gier/Egoismus umgehen
– Sich zum Wohl der Gruppe zurücknehmen
– Selbstreflexionskompetenz
– Komplexe Problemstellungen bearbeiten
– Strategisches Denken
– Auswirkungen des eigenen Handelns verstehen

Diese und weitere Kompetenzen sind beispielsweise in der Auswahl an Aufgaben gefordert, die in einer digitalen Doppelstunde mit Ihrer Klasse behandelt werden. Da verschiedene Kleingruppen unterschiedlich schnell sind, können die schnelleren das Labyrinth am Ende erneut mit einem anderen Weg erneut versuchen, bis die anderen Gruppen ebenfalls die letzte Herausforderung gelöst haben. So kann dabei auch der Fortschritt/Lernerfolg dieser Kinder innerhalb der digitalen Doppelstunde dokumentiert und ausgewertet werden.

Während der Bearbeitung dieser Herausforderungen arbeiten die Schüler*innen jeweils zu dritt oder zu viert in wechselnden Gruppen. Dadurch lernen sie nicht nur ihren eigenen Persönlichkeitstyp nach dem [DISG-Modell] kennen, sondern erleben auch wie sich die Zusammenarbeit mit verschiedenen anderen Persönlichkeitstypen anfühlt. Lehrkräfte können unter Umständen durch diese digitale Doppelstunde eine andere Perspektive auf manche Kinder bekommen. Durch diesen Impuls werden Lehrkräfte in die Lage versetzt nachhaltig die Gruppendynamik in ihrer Klasse zu verbessern. 

Wie funktioniert das DISG-Modell

DISG-Modell

Im DISG Modell werden Persönlichkeiten vereinfacht in vier Typen aufgeteilt. Dies ist keinesfalls eine vollständige Betrachtung, ist aber ein sehr anschauliches Modell und damit auch für Kinder leicht umsetzbar. Selbstverständlich ist jeder Mensch nicht nur einem Typ zuzuordnen, sondern verkörpern oft eine Mischung aus diesen Typen. Bei den Meisten zeigt sich jedoch eine relativ deutliche Tendenz zu einem oder zwei Typen.

 

Rot / Hai / Dominant:
Der dominante Typ übernimmt die Führung in einer Gruppe und möchte seine Interessen durchsetzen. Er ist relativ laut, wirkt manchmal unsympathisch und ist schnell frustriert, wenn etwas nicht so läuft wie vorgesehen oder die Lösung zu lange dauert.
Ein grüner Typ lässt sich von ihm herumkommandieren, ein Blauer arbeitet nur mit dem Roten zusammen wenn es sein muss. Der gelbe Typ macht grundsätzlich mit und sorgt für gute Stimmung in der Gruppe, verhält sich aber manchmal nicht nach dem Plan des roten Typs.

Gelb / Delfin / Initiativ:
Der initiative Typ ist meistens sehr gut gelaunt und überall beliebt. Er redet viel und gerne über Unbedeutendes und möchte im Rampenlicht stehen. Durch seine unstrukturierte Arbeitsweise verbreitet er manchmal Chaos und kommt häufiger zu spät.
Ein gelber Typ arbeitet gerne mit Menschen zusammen und kommt aus seiner Sicht mit allen klar. Der rote Typ stielt ihm manchmal die Show und der Blaue ist ihm zu pingelig und vorsichtig. Gerne ist ein grüner Typ in der Gruppe gesehen, der dem gelben Typ die Arbeit abnimmt.

Grün / Wal / Stetig:
Dem stetigen Typ liegt sehr viel daran, dass es allen gut geht. Er bemüht sich, hilft wo er kann und tut gerne mehr als der Rest der Gruppe. Sich im Team durchzusetzen fällt ihm allerdings schwer und wenn ihm etwas nicht gelingt wird er kleinlaut und Entschuldigt sich.
Ein grüner Typ wird nicht selten vom roten oder gelben Typ etwas ausgenutzt. Er tut zwar sehr gerne etwas zum Wohle der anderen, kann aber auch schwer “Nein” sagen und ist unglücklich darüber wie andere mit ihm umgehen. Er arbeitet gerne mit dem blauen Typ zusammen, da dieser gut strukturiert und nicht so fordernd ist.

Blau / Eule / Gewissenhaft:
Der gewissenhafte Typ ist ein Perfektionist. Er achtet auf Details, arbeitet mit einer klaren Struktur und findet sinnvolle Lösungen. Dabei ist er aber eher still und arbeitet gerne alleine vor sich hin. Er ist stolz auf das was er kann, hängt das aber ungern an die große Glocke.
Ein blauer Typ arbeitet am liebsten alleine. Der rote Typ rennt aus seiner Sicht oft ohne richtig nachzudenken in die falsche Richtung und der Gelbe stiftet nur Chaos. Grüne Typen sind für ihn angenehme Zeitgenossen, mit denen er im Team gut harmoniert.

 

Digi-EP betrachtet außerdem noch einen weiteren Typen: Als Tier-Typ ist wohl das Chamäleon am zutreffendsten. Dieser Typ zeichnet sich durch Persönlichkeitszüge aus allen vier Typen aus, die er oder sie situativ einsetzt. Beispielsweise gibt es Menschen, die gerne alleine für sich sind und diese Zeit brauchen, um ihre Batterien wieder aufzuladen (Blau), aber auch regelmäßig im Freundeskreis die Initiative ergreift und für eine gute Zeit sorgt (Gelb). In einer Gruppe von zurückhaltenden Teamplayern (Grün) übernimmt das Chamäleon die Führung (Rot) und lenkt die Gruppe, kann sich aber auch als ein Teil der grünen Teamplayer einordnen, wenn es einen anderen Leader gibt, der seine Sache gut macht. Merkt das Chamäleon, dass relativ unstrukturiert gearbeitet wird (gelb), bringt es Struktur in das Vorhaben (Blau), wenn kein Fortschritt erkennbar ist.

 

Sich selbst realistisch einschätzen zu können ist ein wichtiger Schlüssel für das Gefühl der Selbstwirksamkeit. Es ist wichtig, um die eigenen Erfolge und Misserfolge besser einordnen zu können.
Mit grünen Typen in einer Gruppenarbeit ist meistens mit einem guten Ergebnis zu rechnen. Der zufriedenste Teil dieses Teams ist allerdings der gelbe Typ, der erfolgreich dafür gesorgt hat, dass die anderen für ihn arbeiten. Für einen grünen Typ fühlt sich die Gruppenarbeit darum weniger als ein Erfolg an, da er ungerecht viel dafür gemacht hat und kaum die Anerkennung bekommt, die er verdient. Ein grüner Typ wäre stolz auf sich, wenn er hätte “Nein” sagen können und der gelbe Typ auch mehr zum Erfolg beigetragen hätte.
Der rote Typ gewinnt gerne und kann sich oft gegen gelbe und grüne Typen durchsetzen, die gute Verlierer sind. Gegen einen Blauen zu wetteifern führt allerdings regelmäßig zu Frust, weil dieser oft bessere Entscheidungen trifft und schneller ans Ziel kommt. Gerade in größeren Gruppen zieht sich der Blaue aber eher zurück und obwohl er die richtige Lösung kennt, kann er sich gegen die lauten roten und gelben Typen nicht durchsetzen. Manchmal würde er sich gerne besser überwinden könnte die Führung zu übernehmen.